Controlling in Franchise-Systemen
Dr. Hubertus Boehm
Bevormundung oder Lebensversicherung
Das Controlling in Franchise-Systemen ist für Franchise-Nehmer oft suspekt. Sie sehen darin eine unangemessene Überwachung und Bevormundung. Andererseits sehen auch manche Franchise-Geber im Controlling nur eine mühsame Pflichtübung. Sie scheuen den Aufwand oder nutzen die verfügbaren Daten nicht konsequent. Ein Richter könnte ein überzogenes Controlling als eine zu weitreichende Einschränkung des Freiheitsspielraums eines selbstständigen Unternehmers betrachten, wenn dem Franchise-Nehmer auch auf anderen Gebieten ein allzu enges Korsett angelegt wird. Diese Situation ist Anlass genug, das Wesen des System-Controlling sowie seine Notwendigkeit und Durchführung einmal näher zu betrachten.
Der Franchise-Geber ist in zwei Märkten tätig: im Absatzmarkt und im Markt der Existenzen. Strategisch beschreitet der Franchise-Geber einen Umweg. Er begibt sich zunächst auf den zweiten Markt: den Markt der Existenzen. Dort bietet der Franchise-Geber ein völlig anderes Produkt: eine schlüsselfertige Existenz oder ein „zweites Bein“. Wie jedes Produkt muss auch dieses mit einem Produktversprechen versehen sein. Es lautet „Gewinn und Sicherheit“.
Die Mission des Franchise-Gebers besteht also darin, Probleme von Unternehmern nachhaltig zu lösen und sie so als sichere und erfolgreiche Absatzmittler zu gewinnen. Er muss seine Partner „glücklich“ machen und „glücklich“ erhalten. Dies ist eine außerordentlich anspruchsvolle Aufgabe. Sie erstreckt sich nicht nur auf die Installation eines erfolgreichen Geschäftstyps, den Transfer des notwendigen Anwendungs-Know-hows, den Aufbau eines leistungsfähigen Informations- und Logistiksystems sowie die ständige Optimierung des gesamten Konzepts, sondern auch die Koordination des Zusammenwirkens einer großen Zahl von Individuen im Sinne größtmöglicher Synergie. …