Wieviel Systemvorgaben brauchen erfolgreiche Franchise-Systeme?
Dr. Hubertus Boehm
Die Urform der Pioniere des Franchising im ausgehenden 19. Jahrhundert war eine stringente Kooperation ausgerichtet auf das konsequente Umsetzen eines erfolgreich erprobten Geschäftskonzepts. Bei FORD und SINGER ging es um ein marktweit einheitlich auftretendes Vertriebsnetz mit hochqualifizierten Partnern, die anspruchsvolle Produkte verkaufen und reparieren konnten. COCA-COLA suchte selbstständige Partner, die nach strengen Vorgaben vor Ort aus einem Konzentrat Softdrinks von einheitlicher Qualität herstellen und als Getränkegroßhändler distribuieren konnten. Die Franchise-Geber verfolgten also strategische Ziele mit Hilfe selbstständiger Unternehmer.
In dieser Konstellation waren strenge Vorgaben für Erscheinungsbild, Werbung Verkaufsprozess und Service unverzichtbar. Davon abgesehen mussten die Franchise-Geber im Interesse der Marktpräsenz und des Goodwills ihrer Marke durch qualitatives und quantitatives Monitoring darauf achten, dass die Franchise-Partner konzeptionsgerecht vorgingen, profitabel waren, und somit das Vertriebsnetz stabil blieb. Mit diesen Zielen war die als Business Format Franchising bezeichnete Urform des Franchising hart .
Daran hat sich nichts geändert. Auch heute entspricht die weitaus überwiegende Mehrzahl der größeren und erfolgreichen Franchise-Systeme dem Modell des Business Format Franchising. In der im Ethikkodex des Deutschen Franchise-Verbands enthaltenen offiziellen Definition kommt dies klar zum Ausdruck: Franchising … gründet sich auf eine enge und fortlaufende Zusammenarbeit rechtlich und finanziell selbstständiger und unabhängiger Unternehmer … Der Franchise-Geber gewährt seinen Franchise-Nehmern das Recht und legt Ihnen gleichzeitig die Verpflichtung auf, ein Geschäft entsprechend seinem Konzept zu betreiben. Das Recht berechtigt und verpflichtet den Franchise-Nehmer …, bei laufender technischer und betriebswirtschaftlicher Unterstützung durch den Franchise-Geber den Systemnamen … sowie das Know-how, die wirtschaftlichen und technischen Methoden des Geschäftssystems des Franchise-Gebers zu nutzen. Daraus lässt sich klar der Umfang der Vorgaben sowie der Unterstützung des Franchise-Nehmers durch den Franchise-Geber einschließlich System-Controlling seines Erfolgs ableiten. …